Projekt «21+1» – die grossen Arkana des Tarot 1999 (eine 22-tägige, rituelle Klausur auf einer Alp)
Im Sommer 1999 habe ich mich für 21+1 Tage in eine Alphütte zurückgezogen, um mich ganz dem Einfluss von Form und Struktur hinzugeben. Indem ich mich jeden Tag einer klaren Struktur unterzog, die Abläufe von arbeiten, forschen, essen, trinken, schlafen etc. genau einteilte und definierte, schaffte ich mir ein Gefäss für eine konzentrierte künstlerische Auseinandersetzung. In diese strukturellen Einteilungen setzte ich das Ritual als Form, als Lebens- und als Kunstform ein. Die täglichen rituellen Handlungen entwickelten in der ständigen Wiederholung eine Eigendynamik und veränderten sich. Ich nahm Impulse von aussen auf und integrierte diese in das Werk.
Mit den drei Elementen Abgeschiedenheit, Struktur und Form öffnete ich mich für die Konfrontation mit der inneren Verbindung zur eigenen Schöpferkraft. Ich wollte lernen, aus kargem Leben und in der Kraft der Wiederholung ein ganzheitliches Werk zu schöpfen.
Mit den 21+1 Tagen orientierte ich mich an den 22 Tarotkarten der grossen Arkana (der Narr ‚O‘ + 21 = 22 ), und den 22 Pfaden/Gefühlswelten des kabbalistischen Lebensbaumes. Die Kabbala gilt als Herz der westlichen Mysterientradition. Sie ist eine detaillierte, in sich geschlossene Philosophie, die das Wesen der menschlichen Existenz in jeglicher Beziehung zu erklären sucht.
Diese Bewusstseinslandkarte wollte ich als eine Art inneren Fahrplan benutzen, in der Absicht, durch die Kraft des Rituals und der Wiederholung, die Dynamik der 22 Gefühlswelten zu erfahren. Während 22 Tagen wurden die Erlebnisse in Bezug zu Ort und Prozess in serieller Arbeit festgehalten. Es entstanden je 22 Bildtafeln (siehe unten), Postkarten und bearbeitete Schindeln, sowie Erdentücher, welche täglich vergraben und drei Wochen später wieder ausgegraben wurden. Täglich fotografierte ich am selben Ort zu den selben Zeiten und auch die gefundenen Objekte nahmen Bezug zu den fokussierten Inhalten.
Das ganze Werk wurde, ergänzt mit grossformatiger Malerei, im Frühjahr 2002 in der Galerie «forum rubigen» gezeigt.